Expert*innengespräch: Künstlerische Vor- und Nachlässe (Zoom)
Sabine Schaschl (Haus Konstruktiv) im Dialog mit Ana Knifer (Tochter von Julije Knifer)
Via Zoom: https://dieangewandte-at.zoom.us/j/63795559843
Der Eintritt ist frei. Keine Anmeldung erforderlich. Moderiert von Lisa Moravec.
Das Jahr 2024 ist für das Vermächtnis des Künstlers von großer Bedeutung, denn dann jährt sich Julije Knifers Geburt zum 100: 23. April 1924 - 7. Dezember 2004. Im Rahmen des Projekts zum 100. Geburtstag von Julije Knifer und im Anschluss an das Internationale Symposium im Mai 2024 im Museum für Zeitgenössische Kunst in Zagreb, das vom Institut für Zeitgenössische Kunst und der MSU Zagreb mit Unterstützung des Julije Knifer Estate organisiert wird, würdigt Gregor Podnar das Vermächtnis des kroatischen Malers und Pioniers der Gorgona-Gruppe in Wien mit einer Podiumsdiskussion in seinem Ausstellungsraum in der Volksgartenstraße 3. Diese Veranstaltung ist eine außergewöhnliche Gelegenheit für Kunstliebhaber, Kritiker, Studenten und ein breites Publikum, sich mit den Werken eines außergewöhnlichen Künstlers auseinanderzusetzen, dessen Einfluss auf die abstrakte Kunst bis heute spürbar ist. Die Veranstaltung profitiert von der unschätzbaren Beteiligung von Ana Knifer, der wir sehr dankbar sind. Ana Knifer betreut das Archiv ihres Vaters und unterstützt sein Werk durch die Fortführung von Ausstellungen und Präsentationen in wichtigen Sammlungen international anerkannter Institutionen.
Julije Knifer gilt als einer der wichtigsten Vertreter der nicht-figurativen Kunst in Mittel- und Südosteuropa. Der Künstler vertrat Kroatien 2001 auf der Biennale von Venedig, und 2014 wurde sein Werk in einer großen Retrospektive im Museum für zeitgenössische Kunst in Zagreb gezeigt. Zu den jüngsten Ausstellungen zählen jene im Museum Haus Konstruktiv in Zürich und in der Neuen Galerie, Joanneum Graz. Seine Werke sind in zahlreichen privaten und öffentlichen Sammlungen weltweit vertreten, darunter die Neue Nationalgalerie in Berlin, das MoMA in New York, die Tate Modern in London, das Centre Pompidou in Paris, das Kunstmuseum Liechtenstein und das MAMCO Genf. Darüber hinaus wird Julije Knifer vom 5. September bis zum 10. Oktober 2024 eine Ausstellung in der Stiftung Arts Encounters in Timisoara gewidmet sein.
Knifer war Mitbegründer der 1959 in Zagreb gegründeten Avantgarde-Gruppe „Gorgona“, die enge Kontakte zu Künstlern wie Fontana, Manzoni, Morellet, Rauschenberg und Roth pflegte. Die Mitglieder der Gruppe einte weniger ein gemeinsames künstlerisches Programm als vielmehr das, was sie den „gorgonischen Geist“ nannten, eine allgemein nihilistische und „dadaistische“ Anti-Kunst-Haltung, die von der existenzialistischen Philosophie und den jugoslawischen Avantgardebewegungen der Vorkriegszeit inspiriert war. Die Gruppe Gorgona war sowohl in ihren Kernaktivitäten als auch in ihrem Ethos international. In den Archiven ist ein regelmäßiger Austausch zwischen kroatischen Künstlern, die der Gruppe angehörten, und ihren internationalen Zeitgenossen, darunter Lucio Fontana, Robert Rauschenberg und Piero Manzoni, dokumentiert. Außerdem nahmen François Morellet, Piero Dorazio und Victor Vasarely 1961 an der ersten Ausstellung der Bewegung „Neue Tendenzen“ in Zagreb teil. Diese Bewegung stand in enger Verbindung mit der Gruppe Azimut in Italien, Nul in den Niederlanden und war auch mit der Gruppe ZERO in Deutschland verbunden. Jede der elf Ausgaben des von der Gruppe Gorgona herausgegebenen „Anti-Magazins“ bestand aus einem einzigen Kunstwerk eines einzelnen Künstlers, ohne begleitenden Text. Zu den Mitwirkenden gehörten neben Gorgona-Mitgliedern auch Victor Vasarely, Harold Pinter und Dieter Roth.