Lombardi—Kargl
curated by Kate Sutton
Kate Sutton ist eine in Zagreb, Kroatien, lebende Autorin. Sie hat fast ein Jahrzehnt in Russland verbrachte, wo sie an der Gründung des non-profit art space Baibakov Art Projects mitwirkte. Als Kuratorin brachte sie, Künstler wie Paul Pfeiffer, Cyprien Gaillard, Latifa Echakhch, Wade Guyton und Luc Tuymans nach Moskau, während sie gleichzeitig russische Künstler wie Ira Korina, Olga Chernysheva und Valery Chtak ausstellte. Als Empfängerin des Creative Capital Art Writers Grant der Andy Warhol Foundation für Kurzkritik hat sie für Zeitschriften wie Artforum, Bookforum, Bidoun, Frieze, Ibraaz und LEAP geschrieben und Katalogessays für Künstler wie Emilija Škarnulytė, Nilbar Güreş, Aslı Çavuşoğlu, Monica Bonvicini, Dorian Gaudin, Basim Magdy, Stefan Sava und Martin Roth veröffentlicht. Von 2018 bis Oktober 2023 fungierte sie als internationale Redakteurin von Artforum und half dem Magazin dabei, seine Präsenz zu erweitern und neue Stimmen zu gewinnen. Von 2019 bis 2020 war sie zusammen mit David Maljković Professorin-in-Residence an der WHW Akademija und ist derzeit ordentliche Professorin für das Programm 2024. Sie ist verantwortlich für die Publikationen und Kommunikation von Vlatka Horvats Projekt für den kroatischen Pavillon auf der 60. Biennale von Venedig und ist die Chefredakteurin des geplanten Werkverzeichnisses von Sanja Ivekovićs.
*1985, lebt und arbeitet in London
*1985, lebt und arbeitet in Sikkim, New Delhi und Goa
*1973, lebt und arbeitet in Wien
*1995, lebt und arbeitet in Prag
*1992, lebt und arbeitet in Oslo
*1974, lebt und arbeitet in London
*1938 †1976, lebte und arbeitete in Florenz
lebt un arbeitet in Berlin
*1988, lebt und arbeitet in Barcelona
*1983, lebt und arbeitet in Wien
You You
“you you” tends to jam the visual and mental process
and to reduce language to simple “bits” of information
and make immediately clear the asymptote of alienation
“you” also means i, i have no alternatives, i save myself in my own hysteria, with the unrepeatable gesture of writing myself by hand
- You You Ketty La Rocca, 1972
1972 formulierte die Künstlerin Ketty La Rocca in einer ihrer poesia visiva eine Art Leitbild für ihre künstlerische Arbeit, die sie in den kommenden Jahrzehnten entwickeln würde. Dabei übte sie eine einfache, aber effektive Gewalt auf die linguistischen Strukturen aus, die ihre Umgebung bestimmten. Im selben Jahr setzt die Künstlerin in ihrer Werkserie You You, Fotokopien von Händen und deren „Reduktionen“, abstrahierte Konturen, maschinell erzeugten Bildern, gegenüber. Diesen unvollkommenen Kartographien gab sie, in einem bewussten Akt sowohl der Entfremdung als auch der Einbeziehung, den Titel You You.
Diese Arbeiten dienen als Ausgangspunkt für die Gruppenausstellung des diesjährigen Curated by Festivals, kuratiert von Kate Sutton. In ihrem Impulsessay für das Festival beschreibt Nuit Banai die Fragmentarität von Archiven als „sowohl eine Bedingung für Gewalt als auch ein Impuls für Hoffnung“. Das Thema "Untold Narratives" fordert dazu auf, die zunehmende Polarisierung unserer Zeit zu überdenken, indem man neuen Perspektiven Raum gibt. Um dieser Voreingenommenheit jedoch wirklich entgegenzuwirken, müssen wir erkennen, dass bestimmte Voreinstellungen bestimmen, was im Archiv als lesbar gilt. Mit anderen Worten, manche Narrative bleiben „untold“. Nicht nur weil es darauf ankommt, wer sie erzählt oder unter welchen Umständen sie erzählt werden, sondern auch, weil wir nicht darauf konditioniert sind, die Narrative zu erkennen.
Die Künstler*innen, die in der Ausstellung You You versammelt sind, folgen La Roccas Beispiel, indem sie eigene Mittel zur Zusammenstellung oder zur Interpretation von Archiven ihrer alltäglichen Erfahrungen entwickeln. Dabei nutzen sie Form und Technik, um neue Wege der Informationsvermittlung zu erschließen. Für Künstler wie Tenzing Dakpa, dessen Fotografien das Leben im Hotel seiner Familie dokumentieren, geht es darum, gegen visuelle Erwartungen zu spielen. Für andere wie Gabriele Beveridge, Rosa Rendl oder David Fesl steht hingegen das Suggerieren alternativer Interpretationen von alltäglichen Objekten im Vordergrund. Mario Mu und Doris Guo experimentieren mit den Technologien der Bildherstellung, von Drohnen bis hin zu selbstgemachten Projektoren. Mercedes Mangrané erfasst intime und scheinbar beiläufige Momente durch Aquarelle und Malerei, während Vlatka Horvat und Katrina Daschner durch Collagen und Assemblagen eine scharfsinnige Neuschreibung der sie umgebenden Welt bieten. Gemeinsam bringen diese Werke kleine Friktionen in die Galerieräume und erzeugen eine „Asymptote der Entfremdung“ – eine Entfremdung, die gleichzeitig eine Bestätigung ist - wie es La Rocca in ihrem Gedicht formulierte.
Media
Bilder
Gabriele Beveridge, Stem, 2022, Hand-blown glass, chrome steel upright, chrome steel bookends, 110 x 38 x 33 cm
Tenzing Dakpa, Pillow 02 (The Hotel), 2018, Archival pigment print, 86 x 71 cm, Edition of 8 plus 1 artist's proof
Courtesy the artist. Photo: the artist. Copyright: the artist
David Fesl, Untitled, 2024, Plastic cap, stone, metal paper clip, driftwood, cable sleeve, wood, 9 × 7,5 × 3,5 cm
Courtesy the artist and Lombardi—Kargl. Photo: the artist. Copyright: the artist
Doris Guo, all sounds flash, 2023, Wood, paint, hardware, opaque projector, glass doll, dimensions variabel
Courtesy the artist and xi, xii, Oslo. Photo: Christian Tunge. Copyright: the artist
Vlatka Horvat, To See Stars over Mountains (1 March 2021), 2021, Collage on inkjet photo print