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Ausstellung

The DEPRESSIVA Revolutions

Kurator*in

Oliver Koerner von Gustorf

CV

Oliver Koerner von Gustorf lebt und arbeitet als freier Autor und Kunstkritiker in Berlin-Schlachtensee. Er schreibt für Zeitungen und Magazine wie Monopol, Weltkunst, 032c, taz, Tip, Tagespiegel, Freitag. Von 2007 bis 2014 betrieb er die Galerie SEPTEMBER, wo er u. A. Künstler*innen wie Dorothy Iannone, Johannes Paul Raether, Marc Brandenburg zeigte und auch Kataloge publizierte. Auf Monopol Online hat er eine Kolumne, „Form & Haltung“, in der er endlose Essays zu Kunst, Politik, Kultur und Ausstellungs-Reviews  2023 erhielt er den ADKV-Preis für Kunstkritik. Jüngste Katalogpublikationen u.a:, Sonja Yakovleva: Soaplands, März 2024, „The Talented Mister Helion“, Beitrag zum Katalog Retrospektive Jean Hélion, Musée d'Art Moderne de la. Ville de Paris, März 2024. La Chola Poblete – Gumayllén, PalaisPoulaire, Berlin, April 2024, Angelika Platen, Künstlerporträts, Dezember 2024

Media

Credits: Foto: Privat

Künstler*innen

  • S.M. van der Linden

Ausstellungstext

In ihren Filmen, Videoinstallationen, Bildern, Skulpturen und Performances beschäftigt sich die niederländische Künstlerin S.M. van der Linden (geb.1952) mit weiblichen Rollenbildern und den Macht- und Repräsentationsstrukturen einer kapitalistischen Gesellschaft, in der es um ständige Selbstoptimierung geht. Sie interessiert dabei besonders, wie Körper, sexuelle Attraktion und romantische Beziehungen als Statussymbole fetischisiert und zur Ware transformiert werden. In van der Lindens Werk ist die „Ökonomie der narzisstischen Belohnung“ ein zentrales Motiv – ein System, in dem Individuen durch externe Bestätigung, Bewunderung und Status zu Leistung und Konsum und Wettbewerb motiviert werden, oft auf Kosten realer sozialer oder emotionaler Bindungen und wirklich empfundener Empathie. 

Van der Lindens narzisstisch besetzter, auf Perfektion bedachter Kosmos ist dabei eine Hommage an die unterschiedlichsten Formen der Unterhaltungsindustrie: an Disneys frühe Cartoons aus den späten 1920ern wie die Silly Symphonies, and seine bahnbrechenden Spielfilme wie Snow White and the Seven Dwarfs (1937) oder Fantasia (1940), an Vogue und Voguing, Models und Runways, Werbespots und Busby Berkeley Musicals aus den 1930er und 1940er Jahren, Jingles und Muzak. In ihrer Depressiva-Triologie (Depressiva, 2010, Subterranean Breathing, 2010 und Skype, 2011) thematisiert van der Linden die Nachwirkungen von narzisstischer Überdosis: Cold Turkey, Depression, Panik, Lähmung – die sie wie Screwball-Komödien oder als Slapstick-Kammerspiele inszeniert.

The Depressiva Revolutions vereint Teile der Depressiva-Trilogie mit „Low-Tech“- Animationen von aus den späten 1990er-Jahren, zu denen die Berliner Band Stereo Total den Soundtrack komponierte. Weitere Teile der Ausstellung sind Siebdrucke und Zeichnungen, die von den 1990er- bis in die 2000er-Jahre entstanden, in denen sich van der Linden mit Pornografie, Fetisch und Sex Work beschäftigt. Dabei kombiniert die ehemalige Schülerin der Amsterdamer Rietveld Academie Einflüsse von Konstruktivismus, Russischer Avantgarde und Art Nouveau mit der Ästhetik von Acid-Art und psychedelischen Postern. Diese Verbindung von streng formalen, modernen und popkulturellen Einflüssen findet sich auch in abstrakten Zeichnungen und Drucken, die an Kalligrafien und Notationen erinnern und ebenso von Disneys Fantasia, Nachkriegsabstraktion, oder Sixties- Grafik inspiriert sein könnten. 

Der Titel The Depressiva Revolutions spielt auf die vielen Fortsetzungen der Matrix-Filme an. The Matrix Revolutions ist der 2003 erschienene dritte, von der Kritik verrissene Teil der Matrix-Filme, die mit Matrix aus dem Jahr 1999 begann und mit Matrix Reloaded im Mai 2003 fortgeführt wurde. 2021 kam dann Matrix Resurrections in die Kinos. In der gesamten Serie kämpft eine Gruppe von Rebellen gegen Maschinen und KI, die die gesamte Menschheit als Sklaven und Nahrungsmittel züchtet und durch eine Computersimulation, der Matrix, die Menschen unter Kontrolle hält. Aus dem Kontext von Matrix, stammen auch diverse Verschwörungstheorien der extremen amerikanischen Rechten, die das globale, neoliberale System mit der Matrix vergleicht, aus der wir „erwachen müssen“. The Depressiva  Revolutions ist die feministisch-queere Meme-Version dieses Q-Anon Gedankens. Der Titel knüpft an den linken Slogan „Depressed? It Might Be Political!“ an, der ganz im Sinne von van der Lindens Kunst, gegen die Pathologisierung und stattdessen für die Politisierung von Depression spricht.

Barrierefreiheit

Teilweise barrierefrei

Archiv

  • 2024
    dilithium, chapter 2: doppelgängers
    Hynek Alt, Nikola Balberčáková, Květoslava Fulierová & Petra Feriancová, Laura Gozlan, Martins Kohout, Astrid Proll, Jelisaveta Rapaić, Anna Rusínová, Sráč Sam, Miriam Stoney
    curated by
    Jen Kratochvil
  • 2023
    Unfair Game
    Sena Başöz, Burak Delier, Fatoş İrwen, Pınar Öğrenci, Şener Özmen, Nazım Ünal Yılmaz, Nalan Yırtmaç
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    Pınar Öğrenci
  • 2022
    Extraneous
    Margherita Moscardini, Milica Tomić & Grupa Spomenik, Nazar Strelyaev-Nazarko, Sawangwongse Yawnghwe
    curated by
    Zasha Colah & Valentina Viviani